Bisher beschränkten sich meine Erfahrungen im Klöppeln darauf, auf bereits bestehende Anleitungen und Muster zurückzugreifen. Besitzt man einen Klöppelbrief und eine technische Zeichnung, so weiß man meist, was zu tun ist. Die Ausführung ist dann relativ einfach.
Nun aber wollte ich mich an die Herausforderung wagen, eine eigene Spitze zu gestalten. Und es war einfacher und gleichzeitig schwieriger, als ich gedacht hätte.
Klöppelspitzen lassen sich auf geometrische Formen reduzieren. Wie detailliert eine Spitze auch sein mag, diese geometrischen Figuren fallen dem Betrachter sofort ins Auge. Sie verschaffen Klarheit und Struktur.
Am einfachsten fand ich es, mir die Spitze aus geometrischen Formen „zusammenzubauen“. In meinem Fall besteht die Klöppelspitze aus einem geraden oberen Rand und einer gezackten unteren Kante. Durch letztere entstehen Dreiecksformen, die als Gerüst der Spitze dienen.
Im nächsten Schritt konnte die Spitze mit gestalterischen Elementen gefüllt werden.
Leinenschläge und Ganzschläge sind sehr stabile und unelastische Bindungen. Diese habe ich entlang des Zickzackmusters und der oberen Kante gesetzt. Dadurch werden die Linien der Spitze definiert und eine klarere Struktur geschaffen.
Die Innenflächen der Dreiecksformen habe ich mit Form- und Flechtschlägen gefüllt.
Die Formschläge bilden hier kleine zierliche, filigrane Blütenmuster. Die Flechtschläge verlaufen in Zickzackmustern, die den Grundlinien der Spitze ähneln. Dies erzeugt ein einheitliches Gesamtbild
Es brauchte mehrere Versuche, bis ich zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kam.
Hier sind einige Aspekte, die mir während des Erstellprozesses aufgefallen sind:
- Es hilft, sich Spitzen anzusehen, die einen vergleichbaren Aufbau mit ähnlichen Elementen besitzen. Man lernt sehr viel, wenn man die Konstruktion bestehender Spitzen genauer untersucht.
- Den Klöppelbrief habe ich mit einem Vektorprogramm entworfen und alle Klöppelpaare eingezeichnet. Dies hilft, den Verlauf jedes einzelnen Fadens nachzuvollziehen. So können eventuelle Fehler behoben werden, bevor die erste Spitze geklöppelt wird.
- Je nach Verwendungszweck der Spitze sollte diese stabil genug sein. Während Spitzen, die überwiegend aus Leinen- und Ganzschlägen bestehen, relativ stabil sind, können andere Musterungen sich sehr schnell verziehen und entsprechend empfindlich sein. Offene Muster mit Flechtschlägen oder auch Halbschlägen sind sehr elastisch und besitzen weniger Halt. Neben ästhetischen Aspekten sollten also auch die funktionalen Eigenschaften von Spitzenmustern beachtet werden.
- Das Schwierigste beim Erstellen eines Klöppelbriefes war Folgendes: An gewissen Stellen der Spitze wird eine bestimmte Anzahl an Klöppeln benötigt, um das Muster zu vervollständigen. Diese müssen bis zum nächsten Beginn des Rapports alle untergebracht und in das restliche Muster eingebunden werden. Die Balance zu finden, ohne dass das Muster an gewissen Stellen zu wirr und überladen oder aber zu leer wirkt, war nicht sehr einfach.
Natürlich muss dazu gesagt werden, dass dies mein allererster Versuch ist. Sicherlich gibt es auch andere Herangehensweisen, Klöppelspitzen zu erstellen und zu gestalten. Dies war der für mich ersichtlichste Weg. Und wie es nun bei allem ist: Mit jedem Schritt lernt man dazu!