Wir beschäftigen uns besonders gerne mit den verschiedenen Techniken der Spitzenherstellung. Eine dieser Techniken ist die Occhi-Spitze, die es uns angetan hat. Sie ist relativ leicht zu erlernen und auch die nötigen Materialien begrenzen sich auf das Schiffchen, das Garn und eventuell eine Häkelnadel. Außerdem kann man diese Technik in unseren Augen hervorragend als Entspannungsübung einsetzen.
Occhi-Spitze wird schon sehr lange in den meisten Teilen der Welt hergestellt und hat viele verschiedene Namen. Im Englischen ist es Tatting und in anderen Sprachen ist eine gewisse Bedeutung mit dem Namen verbunden. Der Name Schiffchenspitze lässt beispielsweise auf das Werkzeug, das Schiffchen, schließen. Die Spitze wird im Deutschen aber auch Occhi genannt, was vom italienischen Auge hergeleitet ist und auf das Aussehen der Spitze verweist: Sie ist aus vielen Ringen, die an Augen erinnern, aufgebaut. Frivolité wird die Spitze im Französischen genannt und ist in unseren Augen einer der schönsten Namen, denn es bedeutet Leichtfertigkeit. Die Herstellung dieser Spitze ist im Vergleich mit anderen Techniken relativ einfach und kann auch beim Plaudern und in angenehmer Runde gefertigt werden.
Da Unterkleidung noch recht lange im eigenen Heim gefertigt wurde, blieb auch die Technik der Schiffchenspitze recht lange erhalten und einige der genannten Anleitungen sind heute in verschiedenen Archiven zu finden. Dies macht die heutige Recherche zur Technik deutlich einfacher und deshalb haben wir uns diese Handarbeitstechnik näher angeschaut und in erste Muster umgesetzt. Überrascht davon, dass die Umsetzung mit ein wenig Übung tatsächlich relativ einfach ist und sich gut als Zeitvertreib neben Vorlesungen oder vor dem Fernseher durchführen lässt, sind auch schon drei Spitzenbänder entstanden.
Zu Beginn habe ich etwas dickeres Garn, hier No. 30 Häkelgarn, genutzt, denn man sieht Fehler leichter und sie lassen sich auch besser beheben. Doch mit feinerem Garn, beispielsweise No. 100 Häkelgarn, erhält die Spitze eine sehr filigrane Optik und macht sich bestimmt hervorragend als Einsatz in einer edwardianischen Bluse.
Ein weiterer Aspekt weshalb wir Occhi-Spitze so interessant finden ist, dass sie nicht maschinell gefertigt wird. Es gab und gibt bisher keine Maschine, die diese Technik umsetzen kann. Mit Stickmaschinen kann man einen ähnlichen Effekt erzielen, doch das Aneinanderreihen von Knoten, wie es für diese Technik nötig ist, gibt es bisher nicht. Das Wissen, dass diese Spitze nur von Hand gefertigt werden kann, verleiht ihr in gewisser Weise zusätzlichen Charme.
Ein Wunschprojekt ist für mich die Umsetzung eines Spitzeneinsatzes für eine Chemise nach einer Anleitung von 1916. Dafür werde ich jedoch noch ein wenig üben, entspannen und mir überlegen, was ich mit den bereits umgesetzten Spitzenbändern verzieren möchte. Die daraus entstehenden Projekte werden hier in unserem Blog zu sehen sein, natürlich neben weiteren Projekten rund um Spitzen, historischer Kleidung und Handarbeiten